Guten Morgen,
manchmal finde ich in meiner Bibel Sprichwörter, bei denen ich länger überlegen muss, was sie mir sagen wollen. Zum Beispiel das hier: „Ein Nachbar in der Nähe ist besser als ein Bruder in der Ferne“ (Spr 27,10).
Anscheinend gab es schon zu in den biblischen Zeiten diese diffuse Angst, den Nachbarn um Hilfe zu bitten.
Man will ja nicht stören, sich vom Nachbarn nichts ausleihen und dadurch ihm etwas schuldig sein. Man weiß ja auch nicht, wie er wirklich tickt. Und so bleibt jeder für sich, vertraut auf die Verwandtschaft und Freunde, die man schon ewig kennt.
Schade – als Pfarrer habe ich schon oft miterleben dürfen, wie Nachbarn in schwierigen Zeiten die Rettung waren. Da ist eine junge Mutter einer Familie schwer krank, für Monate in der Klinik. Und die Nachbarn wechseln sich beim Kochen und bei der Hausaufgabenhilfe ab. Machen Ausflüge mit den Kindern, trösten abends den verzweifelten Vater.
Gute Nachbarschaft, die solch ein Netz entstehen lässt, ist nicht selbstverständlich – aber man kann versuchen, an diesem Netz mitzuknüpfen. Dazu muss man aufeinander zugehen, sich manchmal einen Schubs geben, um diese angeborene Schüchternheit und Skepsis überwinden, die es offenbar schon zu biblischen Zeiten gab.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen
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